Prominente Leihgabe aus Kleve für die große Gerhard Richter-Ausstellung 2024/2025 in Düsseldorf

Vom 3. September 2024 bis 2. Februar 2025 findet im Museum Kunstpalast in Düsseldorf die Ausstellung „Gerhard Richter: Verborgene Schätze. Werke aus rheinischen Privatsammlungen“ statt, für die das Museum Kurhaus Kleve wegen einer kostbaren Leihgabe, dem Gemälde „Grau“ (1970) von Gerhard Richter, angefragt wurde, das sich seit 2013 als Dauerleihgabe aus rheinischem Privatbesitz in der Sammlung des Klever Museums befindet.

Über den Künstler

Gerhard Richter wurde am 9. Februar 1932 in Dresden geboren, er lebt und arbeitet in Köln. Er gilt heute als bedeutendster deutscher Künstler. Seine Werke bilden ein kulturelles Erbe für Deutschland, das auf der ganzen Welt gesammelt und geachtet wird.

1951 begann Richter ein Studium an der Dresdner Kunstakademie. 1961 flüchtete er nach Westdeutschland und setzte sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort, wo u.a. Karl Otto Götz (1914–2017) sein Lehrer wurde. Gemeinsam mit den Künstlern Sigmar Polke (1941–2010) und Konrad Lueg (später „Fischer“, 1939–1996) gründete er den „kapitalistischen Realismus“, durch den er gegen den offiziellen „Sozialistischen Realismus“ der UdSSR protestierte und den westlichen Kapitalismus kommentierte. Ende der 1960 Jahre arbeitete er als Zeichenlehrer. Richter war von 1971 bis 1993 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und lehrte u.a. auch in Hamburg (1971, 1978).

Gerhard Richter ist dafür bekannt, sich innerhalb seines Œuvres alle paar Jahre neu erfunden zu haben. Legendär sind seine unscharfen Bilder von Photographien, mit denen er die NS-Zeit anprangerte, oder seine Werke zu dem RAF-Zyklus. Seine klassischen Stillleben sind begehrt, aber auch seine Landschaften und Meeresbilder oder abstrakten Kompositionen. Seine Pixel-Bilder sind farblich von einem Algorithmus erstellt, womit er u.a. das berühmte monumentale Fenster am Kölner Dom produziert hat.

Das Gerhard Richter-Archiv, das sich dem Leben und Werk des Künstlers verschrieben hat, befindet sich in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dort wurden seit 2011 sechs Bände des Werkverzeichnisses der Arbeiten des Künstlers herausgegeben und von dort aus werden sämtliche Ausstellungen über den Künstler unterstützt und mit erforscht.

Über das Gemälde „Grau“ (1970)

Grau ist die Farbe des Alltags.

Die Menschen wissen seit langem, dass es nicht notwendig ist, viele Farben zu verwenden, um eine Aussage zu treffen. Manchmal reicht nur eine Farbe, um alles zu sagen – und das ist in diesem Fall die Farbe Grau.

Eigentlich ist Grau gar keine eigenständige Farbe, denn sie ist eine Kombination aus Weiß und Schwarz. Weiß ist ein Symbol für die Freiheit und Unschuld. Schwarz ist wiederum ein Symbol für die Unendlichkeit des menschlichen Lebens, für die Existenz nach dem Tod, für die Verzweiflung und vielleicht auch die Traurigkeit. Schwarz wird auch oft als Hintergrundfarbe verwendet, um andere Farben kräftiger zu machen und somit zu stärken.

Auf diese Weise wird Grau zu einer Kombination aus dunkeln und hellen menschlichen Gefühlen und erhält eine Neutralität, durch die viele Menschen sie mit dem Alltäglichen assoziieren. Gleichzeitig ist diese Alltäglichkeit die Verkörperung von Gefühlen wie Traurigkeit, Sicherheit, Bescheidenheit, Stabilität, Intellektualität, und vielleicht sogar Melancholie. Es sind diese Gefühle, die in der Farbpsychologie in der Farbe Grau kulminieren.

Dunkelgrau kann auch mit Kontinuität und Verlässlichkeit verbunden werden, die bei der Autorin dieses Artikels die Assoziation mit einem geliebten Menschen erwecken, für die dieses Gemälde mit der schlichten Farbe Grau sogar ein Bildnis über die Liebe darstellen könnte.

Die Leere und zugleich Fülle von Gerhard Richters Gemälde „Grau“ ermöglicht es Betrachter*innen, selbst eine Bedeutung in der Darstellung zu finden. Für diejenigen, die es mit Bedacht und Ruhe ansehen, eröffnet sich ein Resonanzboden, der ungeahnte Möglichkeiten bietet. Die Farbe Grau kann alles und nichts darstellen. Erst bei Betrachter*innen, die ausreichend Resonanzvermögen mitbringen, vermag die Farbe Grau in die Seelen der Rezipienten blicken und tiefere Gefühle hervorbringen.  

Über die Ausstellung in Düsseldorf 2024/2025

Mit der Ausstellung „Gerhard Richter: Verborgene Schätze. Werke aus rheinischen Privatsammlungen“ würdigt das Museum Kunstpalast, Düsseldorf die herausragende Bedeutung des Standorts Rheinland sowohl für die Biographie des Künstlers als auch für die Herausbildung einer vielfältigen Sammlerschaft seiner Werke. Die Werkschau macht Arbeiten zugänglich, die noch nie öffentlich gezeigt wurden und erzählt Geschichten von Sammler*innen, die mittlerweile untrennbar mit den von ihnen erworbenen Werken verbunden sind. Sie vereinigt rund 100 Arbeiten aus allen Gattungen und Werkgruppen des Künstlers, von den frühen Vermalungen und Verwischungen zu den abstrakten Gemälden, von den einfachen und farbigen Spiegeln zu den geometrischen, vom Zufall geordneten Farbtafeln; von den Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Editionen bis hin zu den übermalten Photographien.

Das Museum Kurhaus Kleve leiht für diesen Zweck eine Arbeit von Gerhard Richter, die sich seit 2013 aus einer Privatsammlung als eine Dauerleihgabe bei ihm befindet: das Gemälde „Grau“ von 1970 (Öl auf Leinwand, 41 cm x 32,5 cm, Werkverzeichnis Nummer 247-14 ). Seit 1974, als Johannes Cladders im Museum Abteiberg in Mönchengladbach eine ganze Ausstellung unter dem Titel „Graue Bilder“ veranstaltete, ist das Sujet vor allem bei Sammler*innen im Rheinland außerordentlich populär und daher in dieser beeindruckenden Ausführung ein besonders wichtiges Werk dieser Ausstellung.

 

→Geschrieben von Anastasiia Chaban im Zuge ihres wissenschaftlichen Forschungspraktikums im Museum Kurhaus Kleve im September 2023, die aus der Ukraine kommt und erst seit einem Jahr Deutsch lernt. Weitere Informationen über die Arbeit von Anastasiia Chaban sind ->hier abrufbar.