Schenkung dreier Gemälde von Anton Henning für die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve

Im August 2023 erhielt das Museum Kurhaus Kleve aus Verbundenheit eine großzügige Schenkung des Künstlers Anton Henning (geboren 1964 in Berlin): drei Gemälde, die ab sofort die Sammlung der zeitgenössischen Malerei vortrefflich bereichern. 

Anton Henning bearbeitet seit über drei Jahrzehnten den Bildervorrat der europäischen Kunstgeschichte – insbesondere der Klassischen Moderne –  mit malerischen Mitteln der Gegenwart. Er greift dabei Fragestellungen wie etwa die nach der künstlerischen Autonomie oder die nach dem Fortwirken tradierter Sujets (Porträt, Interieur, Akt) auf und verdichtet sie zu hybriden Neuinterpretationen. Dabei fällt auf, dass er die ironische Distanz der Postmoderne ebenso meidet wie den imitierenden Nachvollzug des Adoranten.

Vielmehr ist seine Arbeitsweise geprägt von einem selbstbewusst nonchalanten Umgang mit großen Vorbildern und dem gleichzeitigen Bestreben ihrer Steigerung und malerischen Radikalisierung. Sehr oft verlässt er dabei die Begrenzung des Rahmengevierts und erweitert sein Wirkungsspektrum um skulpturale und gesamträumliche Aspekte, so dass viele Präsentationen Hennings wie synästhetische Environments anmuten.

Diesen Charakter einer reflektierten Salon-Inszenierung verströmten auch die bisherigen Kooperationen zwischen dem Künstler und dem Kurator Harald Kunde, nämlich zum einen im Rahmen der Ausstellung „Adieu Avantgarde. Willkommen zu Haus“ 2003 im Ludwig Forum Aachen und zum anderen innerhalb des Projekts „Basic Research. Notes on the Collection“ 2014 im Museum Kurhaus Kleve.

Die jetzt erfolgte großzügige Schenkung der drei Arbeiten „Portrait No. 533“ (2018), „Portrait No. 574“ (2020) und „Interieur No. 651“ (2023) durch den Künstler an die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve versteht sich insofern als äußerst produktive Fortsetzung der gegenseitigen Wertschätzung und bereichert die hiesigen Bestände an Gegenwartskunst um eine signifikante malerische Position.

Wer die beiden Porträts und das Interieur näher betrachtet, wird unschwer die anverwandelte Formensprache etwa von Paul Klee, Pablo Picasso oder Francis Bacon erkennen und zugleich deren Ent-Idolisierung wahrnehmen; es wirkt, als wären die Heroen in ihrer Substanz entkernt und zu Schemen einer etablierten Geschmackserwartung geschrumpft worden. Mit dieser Chuzpe des Nachgeborenen behandelt Henning den enormen Fundus der Bildinnovationen der Moderne immer aufs Neue und führt ihre längst vollzogene Ankunft im designten Alltag des durchkapitalisierten Welt-Westens vor Augen.

Im Unterschied aber beispielsweise zum amerikanischen Maler George Condo (geboren 1957), der seine Vorlagen zu bitterbösen ausweglosen Grotesken steigert, verbleibt bei ihm noch immer so etwas wie eine Restsehnsucht nach dem vollkommenen Bild, dem alle Zurichtungen der Realität und der massenmedialen Überinformiertheit nichts anhaben können. Insofern könnte es sich bei Anton Henning durchaus um einen deutschen Spätest-Romantiker handeln, der im Bewusstsein grassierender Katastrophen noch immer am Gegenentwurf einer zeitgemäßen Schönheit arbeitet.