Ankauf einer bislang unbekannten Kaminuhr (1896–1906) von Carl Sigmund Luber im Auftrag von Johann von Schwarz

Auf die Anregung des Keramik-Sammlers Werner Steinecke erwarb der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. im Februar/März 2023 eine bislang unbekannte Kaminuhr von Carl Sigmund Luber für die Firma Johann von Schwarz, die als Zustiftung für die „Sammlung Werner Steinecke“ im Museum Kurhaus Kleve gedacht ist. 

Carl Sigmund Luber kam aus einer Münchner Handwerkerfamilie, die ihn zu einem Steinmetz in die Lehre gab. Nach der Lehre war er einige Jahre im Ausland auf Wanderschaft. Mit seinen Ersparnissen schrieb er sich an der Münchner Kunstgewerbeschule ein, die zu der selben Zeit auch der berühmte Jugendstilkeramiker Hans Christiansen besuchte. Luber bewarb sich anschließend an der Münchner Kunstakademie und wurde dort in die Bildhauerklasse aufgenommen. Diese war im Gegensatz zur Kunstgewerbeschule noch sehr traditionell orientiert. Seine Klasse war die der religiösen Skulpturen. 

Nach seiner Heirat 1895 arbeitete Luber kurz als Zeichenlehrer an der Steinschleiferschule in Idar-Oberstein. Schon 1897 zog er mit seiner Familie nach Nürnberg, wo er zehn Jahre lang die Keramiken in der Fabrik „Norica“ der Familie von Schwarz entwickelte und entwarf. Die Firmeninhaber hatten sich auf dem Weltmarkt umgesehen und den aufkommenden Jugendstil für deutsche Verhältnisse sehr früh adaptiert. Es wurde schon Zinn in Jugendstil-Manier hergestellt. Lubers malerische Arbeiten scheinen von Schwarz überzeugt zu haben. In der Tat kamen die Herstellungstechniken der Norica-Keramiken den malerischen Ambitionen Lubers entgegen. 

Die aus Westeuropa (besonders Belgien) übernommene Technik, die Farbflächen durch Fadeneinlagen zu trennen, verhinderte das unkontrollierte Ineinanderlaufen der Glasuren, wie wir das bei vielen Jugendstilvasen deutscher Manufakturen deutlich erkennen können, was aber durchaus auch als expressives Stilmittel eingesetzt wurde. 

Die extrem farbigen Glasuren entsprachen genau dem neu aufgekommenen Geschmack. Die Keramiken der Firma Johann von Schwarz waren zielgerichtet auf das kunstsinnige und zahlungskräftige Bürgertum zugeschnitten. Sie hatten dort großen Erfolg. Die Ausstattung der Möbel mit Fliesen unterstrich deren Aktualität. Die Produktpalette der von Luber entworfenen Keramik ist breit angelegt, beschränkt sich aber immer aufs Repräsentative und ist nicht für den normalen Geschirr-Gebrauch gedacht. 

Es gibt im Gegensatz zu vielen gleichzeitig mit diesen Mitteln arbeitenden Firmen kein einziges Essgeschirr, keine Kanne oder dergleichen. Gebrauchsgegenstände sind am ehesten noch die Kerzenleuchter oder die Tabletts. Diese waren aber durch die relativ dicke Platte und die Metallmontierung  bereits so schwer, dass sie ihrem eigentlichem Zweck kaum gedient haben können. Sie gehören also durchaus zum Vertikoporzellan von Meißen und Co., das zum Vorzeigen und nicht zum Gebrauch gedacht war. 

Das war offensichtlich auch der innere Widerspruch, an dem Luber und die Firma scheiterten. Die reformerischen Ideen eines Behrens oder Riemerschmidts waren auf Schlichtheit, geometrische Formen und Dekore sowie deren Umsetzbarkeit auch in der Produktion für die breitere Masse ausgerichtet. Gerade im Nürnberger Kunstgewerbemuseum wollte man den alten Anstrich von Nürnberg als Hort des Historismus verändern, weshalb man dort Meisterkurse einrichtete, auch mit dem Ziel, den „schlechten“ Geschmack des Jugendstils zurückzudrängen. Peter Behrens war der tonangebende Leiter dieser Kurse. Und deren Ideen waren am Anfang des 20. Jahrhunderts in Nürnberg wirkmächtiger, so dass die Firma sich von Luber trennte. In anderen Regionen Deutschlands blühte der Jugendstil erst auf (z.B. in Darmstadt). Dies wird der Grund sein, dass die Arbeiten Lubers viel weniger bekannt sind als die der hessischen Jugendstilkünstler.

Luber verbrachte sein weiteres Leben nur noch kurz in Nürnberg, indem er bei der führenden Spielzeugfirma Bing arbeitete. Ab 1908 bis 1933 war er bei der Handwerkskammer in München angestellt und zwar beim Gewerbeförderungsinstitut, das die Aufgabe hatte, Mustersammlungen anzulegen, Meisterkurse zu geben u.v.a.m.

Die vorliegende Uhr von Carl Sigmund Luber ist für die Firma Norica in Nürnberg entworfen und bildet eher eine Ausnahme unter seinen zahlreichen Arbeiten für die bekannte Manufaktur von Johann von Schwarz. Sie ist auch bisher nicht bekannt gewesen und in dem umfangreichen Werkverzeichnis von Wolfgang König und Rudolf Weichselbaum nicht enthalten. Sie wurde wie alle Arbeiten von Luber in den Jahren zwischen 1896 und 1906 hergestellt. Die stilistischen Merkmale deuten eher auf die Zeit nach der Jahrhundertwende hin. Sie ist eine herausragende Ergänzung der in der Sammlung vorhandenen Arbeiten von Luber für Schwarz.